Systeme, Sänften, Selbstermächtigung: Dialog mit Coach Theresa Bolkart
Mit Theresa Bolkart und Olaf Deconinck erweitern seit 2021 zwei systemische Coaches das Angebots-Portfolio der
Publisher Consultants. Um erfolgreich und zufrieden ein Coaching zu absolvieren, ist es für die Klient:innen wichtig, die potenziellen Coaches schon im Vorfeld kennenzulernen. Höchste Zeit also, dass Olaf Deconinck und Theresa Bolkart sich genauer vorstellen – wie es sich im Coaching gehört natürlich im Dialog!
Theresa Bolkart stellt sich den Fragen ihres Coaching-Kollegen Olaf Deconinck
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Was darf für Dich im Coaching nicht passieren? Und woran würde ich merken, dass es in Deinem Sinne nicht gut läuft?
- Theresa: Aus meiner Sicht darf im Coaching fast alles passieren. Der Coachingprozess eröffnet einen Raum, in dem nicht im Vorfeld schon festgelegt ist, was passieren wird, er gibt Platz für alle Formen von Erkenntnissen, Gedanken und Gefühlen. Wenn dazu ein Kopfstand nötig ist, machen wir einen Kopfstand, egal ob ich Coachin bin oder Coachee. Aber meistens kommt man mit einfacheren Methoden zum Ziel. Wie Du siehst, habe ich eine große Offenheit für alle Themen und Fragestellungen und versuche, mich als Coachin nicht lenkend, sondern nur stützend einzubringen. Idealerweise spürst Du dann als Coachee auch nicht, wie ich finde, wie etwas läuft. Relevant ist vor allem die Sicht des Coachees. Allerdings bin ich auch kein Übermensch und an der Tiefe der Falte zwischen meinen Augenbrauen kann man dies und das erkennen, egal, auf welchem »Stuhl« ich sitze…
Wenn ich Dein Coachee wäre: Was ist das erste, das ich von meiner Coachin erfahre?
- Theresa: Am Anfang kann ich jedem Coachee nur gratulieren. Nicht zu mir, aber zu der generellen Entscheidung, ein Coaching zu beginnen. Wer sich zu einem Coaching entschließt, hat sich meist schon Gedanken gemacht über sich und seinen Weg. Das ist etwas Gutes! Der Weg zum Coaching ist der schwierigste Schritt und ab da wandern wir gemeinsam und es wird immer leichter. Ganz im Sinne der Buchautorin Anastasia Umrik: »Du bist in einer Krise – herzlichen Glückwunsch! Jetzt wird alles gut«, – wobei ein Coaching nicht automatisch bedeutet, dass man in einer Krise ist, im Gegenteil!
Ansonsten erfährt man ziemlich schnell am Anfang, dass mein Selbstverständnis nicht ist, den Coachee in einer gemütlichen Sänfte durch das Coaching zu tragen, sondern dass Coaching für mich immer auch bedeutet: Selber denken, Herz und Hirn öffnen und losmarschieren. Und für den Marsch habe ich als Coachin dann gerne den Plan.
Wie sind Deine eigenen Coaching-Erfahrungen? Was waren Deine Highlights und/oder überraschendsten Momente? Was waren Momente des Zweifelns?
- Theresa: Ich habe schon ziemlich unterschiedliche eigene Erfahrungen gemacht, aber ein Highlight war ein Coaching mit Max von Düring. Ich war damals gerade neu Führungskraft geworden – die Jüngste in einem Team von sehr erfahrenen Kolleginnen und Kollegen und musste dort meinen Platz und mein Selbstverständnis als Führende finden. Mit Max über Werte zu sprechen, darüber, wer ich in Zukunft sein und gewesen sein will, hat für mich zentrale Weichen gestellt für alles, was danach kam. Ich habe damals verstanden, dass es nicht um das Imitieren der Anderen geht, sondern um das Gestalten des Eigenen, und mir wurde klar, dass allerhand Eigenschaften, die ich an mir für wenig erwähnenswert hielt, als Kern meiner Persönlichkeit für eine Alleinstellung taugen, das war faszinierend.
Gezweifelt habe ich in Coachings allerdings auch schon häufig. Vor allem, wenn ich das Gefühl hatte, der Coach hat schon vor dem ersten Gespräch ein Raster im Kopf, wie alles laufen soll und schaltet dann im Gespräch das eigentliche Zuhören ab. Da bin ich dann auch immer schnell wieder weg gewesen.
Im Verständnis des Systemischen Coachings hängt alles mit allem zusammen und alles ist im Kontext zu betrachten.
Was denkst Du, sieht ein systemischer Coach, wenn er uns beide bei Publisher Consultants betrachtet? Oder anders: wie würde unser „Familienbrett“ aussehen, wenn Du PubCon darauf stellen würdest?
- Theresa: Wenn wir als Beratende bei PubCon sind, verstehen wir uns als Lösungsmacher:innen. Wir wollen pragmatisch und nah am Bedarf des Kunden oder der Kundin unterstützen und konkrete Hilfestellung leisten. Dafür nehmen wir – ganz wie ein fürsorglicher Vater oder eine helfende Mutter – eine führende, vielleicht aktiv leitende Rolle ein.
Als Coaches gehen wir da anders vor – und deswegen ergänzt der Bereich »Coaching« die »Beratung« so gut. Wir beide können zwar auch »Macher« sein, wir sind aber auch »Denker« und »Fühler«. Als systemische Coaches helfen wir bei der Selbstermächtigung, wir sind mehr »Hebammen« im sokratischen Sinne, gehen mit und eher nicht voran und unterstützen die Coachees dabei, im sozialen Business-Kontext ihren Weg zu finden. Dabei steht die Entwicklung von Mitarbeitenden im Vordergrund, was dann aber wieder eine sehr konkrete Form der Unternehmensentwicklung ist. Und auf dem Familienbrett wären wir zwei vermutlich die bunten Hunde, die kreativen Quirle und die, die in der Ecke kichern.
Was war Deine Motivation der Professionalisierung im Coaching?
- Theresa: Im Laufe meines beruflichen Lebens habe ich festgestellt, dass mich immer am allermeisten interessiert, wie es den Menschen geht, mit denen ich arbeite, was sie umtreibt, was sie moviert oder demotiviert, was sie kämpfen oder streiten lässt. Dazu kommt, dass mir die Formate, in denen man diese Themen bearbeitet, Spaß machen und ich die auch ganz gut ausfüllen kann: Workshops, Coachings, Mediation und moderierte Teamsitzung. Natürlich liebe ich auch alle meine Fachgebiete, aber als ich so rund um meinen 40. Geburtstag gemerkt habe, dass ich mich gerne selbständig machen möchte, war klar: Die Professionalisierung im Coaching lässt mich mehr von dem machen, was ich gern mache, und das war eine extrem starke Motivation.
Es gibt unzählige Coaching-Ausbildungen und Anbieter – welche Kriterien waren für Dich relevant bei der Auswahl der Coaching-Ausbildung und des Ausbildungsanbieters?
- Theresa: Ich wollte auf jeden Fall meine Ausbildung aus maximal stabile Füße stellen, denn mir war klar, dass der Bereich »Coaching« geradezu inflationär bespielt wird mit allerhand merkwürdigen Auswüchsen. Der systemische Ansatz entsprach ohnehin meinem Selbstverständnis schon als Führungskraft und ich liebe es nach wie vor, mich in die Tiefe mit Themen zu beschäftigen. So führte mich mein Weg in ein universitäres Umfeld zur Ausbildung am ZWW der Universität Augsburg. Das war eine ziemlich gute Entscheidung, wir waren eine kleine Gruppe mit tollen Dozierenden und diese Zeit hat mich extrem getragen, auch in der Anfangsphase der Selbständigkeit, als mir nicht alles nur leicht von der Hand ging.
Hat Dich die Coaching-Ausbildung verändert? Und wenn ja, wie? Würde Deine Familie mir die gleiche Antwort geben? Woran hat sie ggf. die Veränderung wahrgenommen?
- Theresa: Also mein Mann würde auf jeden Fall sagen, dass er seitdem mehr als Versuchskaninchen herhalten muss für Methoden und Fragestellungen, und vermutlich würden alle sagen, dass es noch mehr nervt, mit mir zu streiten als vorher. Aber ohne Spaß: Natürlich lernt man verstärkt, Dinge in Zusammenhängen zu denken. Mir ist ein Bild aus der Ausbildung besonders in Erinnerung, das ich auch selbst gerne verwende. Jede Familie, jedes Team, jede Struktur von Individuen ist ein System, wie z.B. ein Uhrwerk. Im System greift alles ineinander, jedes Mitglied hat seinen Platz. Wenn sich jetzt an einem Rädchen etwas verändert, wirkt sich das unmittelbar auf alle anderen Rädchen aus. Auch die kleinsten Entscheidungen wie »Ich trinke jetzt nur noch koffeinfreien Kaffee« wirkt sich aus. Zunächst ohne Wertung, denn ob das gut oder schlecht ist, ist zunächst nicht von Bedeutung, es geht um die reine »Mechanik«: Das ist eine Erkenntnis, die einen auf jeden Fall verändert. Und auch die Arbeit an der eigenen Coaching-Persönlichkeit hat mich verändert, man blickt doch auch in das eine oder andere eigene schwarze Loch und die Konfrontation damit, wirkt sich immer aus.
Worin siehst Du die größte Stärke und den größten Nutzen für Kunden (oder auch für uns selbst), dass wir zu zweit bei Publisher Consultants den Bereich Coaching anbieten?
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Theresa: Wir sind zwar nur zu zweit, aber trotzdem ist für jeden was dabei! Ich glaube, dass wir uns gut ergänzen und gleichzeitig unterschiedlich genug sind, dass potenzielle Coachees die Möglichkeit haben, unterschiedliche Ansätze kennenzulernen und für sich den besten Ansatz auszuwählen. Zudem ergänzen sich unsere Stärken, Du bist ein starker Führungskräfte- und Persönlichkeitsentwickler und ich bin eine gute Moderatorin und Konfliktmanagerin, so dass wir uns auch auf unterschiedliche Bedarfe, die unsere Firmenkunden haben könnten, eingehen können. Darüber hinaus sind wir wahnsinnig nett, lustig, klug und sehen total toll aus – also, wenn das kein Nutzen ist?
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Zur Vita von Theresa Bolkart.
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Zum Gespräch mit Olaf Deconinck.