Verlags-Agenda 2024

Wir richten den Blick auf das nächste Jahr und darauf, wie Verlage ihre Zukunft sichern können. Wir beleuchten, welche Kern­begriffe auf der Agenda 2024 stehen und welche Handlungs­felder in den Fokus rücken.

Die Verlagsbranche war 2023 – und auch wie in den Jahren zuvor – damit beschäftigt, eine Herausforderung nach der anderen zu bewältigen. Die Krise entpuppt sich als Dauerzustand. Die Unsicherheit bleibt genauso hartnäckig Teil unseres Alltags, wie die Dynamik und Komplexität nicht weniger werden will. Und wie in einem »Und täglich grüßt das Murmeltier« fragen sich Verlagsmanager: innen auch für 2024: Wie sollen wir in solchen Zeiten Zukunft gestalten? Oder gibt uns Antoine de Saint-Exupéry darauf schon die Antwort: »Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen«.

In diesem Sinne richten Markus Wilhelm und Olaf Deconinck den Blick auf das Jahr 2024 und darauf, wie Verlage ihre Zukunft möglich machen können. Im Channel »Strategie & Transformation«, der am 1. Januar 2024 startet, beleuchten sie, welche Kernthemen für die nächsten 12 Monate auf der Agenda stehen und welche Handlungsfelder in den Fokus rücken. Dabei bleiben sie positiv und wollen groß denken, fassen sich aber kurz.

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Wie jedes Jahr im Herbst, gab auch dieses Jahr die Frankfurter Buchmesse ein paar Tage lang das gute Gefühl von Kontinuität und guter Stimmung im Kreis vieler netter Kolleg:innen. Von Mittwoch bis Freitag, wahlweise auch bis Sonntag, tauchte man selbst und die Branche in den eigenen Bücherkosmos ein, und es fühlte sich gut an. Doch schon in der Woche darauf standen die operativen und strategischen Themen wieder auf der to do-Liste, und in Frankfurt wurden sicher noch ein paar Themen ergänzt. Auch das ein Kontinuum.

Die Messe bietet für uns aber noch etwas anderes: Wir nehmen Chancen und Möglichkeiten aus Frankfurt mit in unsere Koffer, in der guten Absicht, diese in den folgenden 365 Tagen in Taten umzusetzen.

Strategie und Transformation

Und dennoch: Bei aller Dynamik, die wir erleben, bleiben auch in 2024 fünf zentrale Aspekte Teil der Verlagsagenda: Netzwerk, Wachstum, Corporate Social Responsibility, Menschen und Digitalisierung. Sie sind die Leitplanken für die Strategie und Transformation auf dem Weg zur Schaffung von Mehrwert, zur Bewältigung von Komplexität und zum Möglichmachen der Zukunft.

Veränderungsenergie braucht positive Emotionen.

Werfen wir also einen positiven Blick auf 2024 – schauen wir mit Begeisterung auf die Chancen und Möglichkeiten, die sich uns bieten. Denn das Sprechen über Probleme schafft Probleme – das Sprechen über Lösungen schafft Lösungen. Wo stecken all die Chancen zwischen künstlicher Intelligenz, nachhaltiger Transformation, Kooperation und langfristigem Denken?

Netzwerk: Zusammenarbeit

Transformation und Zukunftsgestaltung ist Teamwork. So viel Dynamik und Unsicherheit wie wir in den letzten Jahren erlebt haben und in Zukunft erleben werden, lässt sich nicht individuell, sondern nur gemeinsam meistern und gestalten. Diese Gemeinsamkeit und Kooperation muss dabei nicht nur innerhalb des Unternehmens stattfinden, sondern auch zwischen Unternehmen in der gesamten Wertschöpfungskette und in der permanenten Vernetzung der Branche.

Aus diesem Gedanken leitet sich ab: Wir brauchen Netzwerkkompetenz in den Verlagen. Wir brauchen Menschen, die ganzheitlich denken und handeln. Wir brauchen Menschen, die die Komplexität erkennen, sie auf das Wesentliche und ihre Muster reduzieren und sie verstehen.

Netzwerkkompetenz meint auch, unsere Denkmuster zu verändern, indem wir die Perspektive wechseln, Neues probieren, uns Unbekanntem aussetzen, uns überraschen lassen, Gewohnheiten hinterfragen und dadurch disruptive Erkenntnismomente zu gewinnen. Auf diese Weise finden wir für komplexe Fragestellungen neue und innovative Lösungen. Allein mit den Regeln und Gesetzen, die wir kennen, können wir die notwendige Transformation und Innovation nicht entwickeln. Nutzen wir die Chance, uns selbst und anderen Räume und Freiräume für das zu geben und Innovationen für eine gemeinsame Zukunft zu formulieren.

Menschen: Innovation

Innovation in diesem Sinne muss eine Ausprägung haben, die »Fortschritt« bedeutet. Innovation sollte nicht das Bisherige nur neu denken. Innovation muss etwas Neues gestalten, uns voranbringen. Fortschritt erzeugt Wirkung an dem von uns gewünschten Wirkungs-Ort. Die schlichte Frage dahinter: Machen wir das Richtige und machen wir das Richtige richtig?

Co-Kreation und das gemeinsame Finden der besten Lösung ist ein Muss in der Zukunftsgestaltung.

Für all das braucht es kreative Köpfe. Es braucht Zusammenarbeit und Co-Kreation. Es braucht Menschen, die den permanenten Veränderungen positiv gegenüberstehen, die sich als Teil einer lernenden Organisation verstehen und ihr Lernen und Wissen in der Zusammenarbeit teilen.

Psychologische Sicherheit ist Grundvoraussetzung für Innovation und Wachstum.

Hier gilt weiterhin, was schon im Vorjahr auf der Verlagsagenda stand und auch in Zukunft dauerhaft Bestand haben wird: Menschen müssen sich in ihrer Organisation psychologisch sicher fühlen. Sie müssen jede Frage stellen und jede fertige oder halb-fertige Idee in die Diskussion geben dürfen.

Psychologische Sicherheit entsteht durch einen respektvollen Umgang miteinander, durch das Nutzen und Fördern individueller Stärken, Fähigkeiten und Talente sowie durch eine Kultur, die Fehler als Lernaufgabe betrachtet. Diese Sicherheit ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren für eine gelungene Zusammenarbeit und erfolgreiche Teams.

Erst danach kommt Zuverlässigkeit, Struktur und Klarheit, Sinn und Selbstwirksamkeit. Nur „psychologisch sicher“ gelingt Innovation und kann eine Organisation lernen und wachsen. Nutzen wir auch diese Möglichkeit.

Wachstum: Langfristiges Denken

Doch auch wenn wir uns sicher fühlen: Unter all den Handlungsfeldern der Strategie und Transformation fordert uns das Handlungsfeld Wachstum weiterhin am stärksten heraus und bietet gleichzeitig die größten Chancen. In einer Zeit, in der das Postulat von Milton Friedmann »The business of business is business« immer weniger gilt, sollten und müssen wir uns die Freiheit nehmen, neue Wachstumsfelder für einen neuen Wachstumsbegriff zu definieren. Bei diesen Überlegungen hilft, dass es immer mehr Nachweise dafür gibt, dass Unternehmen, die einen langfristigen Ansatz für Umwelt-, Gesellschafts- und
Governance-Themen haben, bessere Leistungen zum Beispiel in Bezug auf Gewinne und Innovationen erbringen als jene, die das nicht vorweisen können.

Zukunftsfähiges Wachstum, neu gedacht und eingebettet in alle vorangegangenen Überlegungen, schaut auch auf einen unternehmerischen Beitrag zum Gemeinwohl, schaut auf die Innovation genauso wie auf das Gegenteil, die Ex-Novation. Letzteres fordert uns auf: Einfach mal aufhören mit Dingen (Prozessen, Praktiken, Technologien), die nicht mehr wirksam sind, keinen Wirkort mehr haben und nicht mehr mit der Strategie übereinstimmen. Ex-Novation kann dabei ein bedeutender Teil einer veränderten Wachstumsstrategie sein. Einfach mal ausprobieren. Einfach mal etwas sein lassen.

Bei dieser langfristigen Perspektive geht es auch darum, wie Verlage in weiter zunehmend digitalisierten Zeiten Relevanz-Wachstum erzielen und den Leser: innen Markt immer wieder neu erreichen. Book-Toker machen es vor und bieten uns ungeahnte Chancen.

Was hindert uns also daran, im Sinne des langfristigen Denkens auf unserer Verlagsagenda auch Aufgaben zu notieren, die wir bis 2030 erledigen müssen?! Nichts.

Corporate Social Responsibility: Transparenz

Langfristigkeit im unternehmerischen Denken und Handeln spielt auch und gerade im Bereich CSR eine zentrale und entscheidende Rolle. Hierin steckt eine unternehmerische Verantwortung, die mit Corporate Social Responsibility einen ganzheitlichen Blick auf die nachhaltige (Unternehmens-) Entwicklung wirft. Es geht darum, getragen von Menschen
eine Entwicklung zu fördern, die ressourcenschonend denkt, die Prozesse gestaltet und die ökonomische, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt.

Dass die in Unternehmen häufig gewünschten Quick-wins in der langfristigen Perspektive nicht zentraler Teil dieses Denkansatzes sind, macht es für die verantwortlichen Mitarbeitenden nicht einfacher. Es braucht Überzeugung, Überzeugungskraft und Geduld für den eingeschlagenen Weg und die für die Organisation passenden Messgrößen, um die eigene Wirkung zu verorten. Wirkung und Messgrößen sollten idealerweise eine sehr breite Akzeptanz bei den Mitarbeitenden haben. Aus ihnen und für die Menschen in der Organisation definiert sich der Erfolg und das Erfolgreichsein der Organisation.

Gut Ding will Weile haben.

Für Langfristigkeit, Erfolg und Corporate Social Responsibility gibt es einen weiteren wesentlichen Baustein: die Transparenz. Sie soll für alle internen und externen Stakeholder sichtbar machen, wohin die Reise geht. Sichtbar muss auch sein, was wir ganz konkret erreichen wollen und was wir schon erreicht haben. Genauso transparent muss zudem formuliert werden, was noch nicht erreicht wurde und warum dies so ist. Verlage können auf Grundlage von Rahmenwerken der nicht-finanziellen Berichterstattung einen großen Schritt in Richtung Transparenz gehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich insbesondere CSR langfristig und in der Kooperation auf allen Ebenen – innerhalb des Unternehmens, zwischen Unternehmen und Dienstleistern und innerhalb der Branche – besser bewältigen lässt, als in der isolierten Perspektive von Einzelmaßnahmen.

Digitalisierung: künstliche Intelligenz

Ob »gut Ding« oder nicht, wird in vielen Verlagen wahrscheinlich noch kontrovers diskutiert. Aber von der Verlagsagenda 2024 nicht wegzudenken ist eine Entwicklung, die – zumindest gefühlt – an rasender Geschwindigkeit kaum zu überbieten ist: die künstliche Intelligenz.

Mit ihren Möglichkeiten, u. a. Aufgaben zu automatisieren, Redaktionsarbeit zu unterstützen, Contentmanagement effizient zu gestalten, Marketing und Vertriebsstrategien zu entwickeln oder Trends zu analysieren, ist und wird KI ein nicht zu ignorierendes Werkzeug in der künftigen Verlagswelt sein. Ob wir wollen, oder nicht.

Und auf die Frage »Welchen Vorteil bietet KI in Verlagen« gibt ChatGPT selbst diese Antwort:

»Die Integration von künstlicher Intelligenz in Verlagsprozesse kann (…) die Effizienz steigern, die Qualität der Inhalte verbessern und zu einer besseren Anpassung an die Bedürfnisse der Leser führen.«

Nehmen wir die künstliche Intelligenz also auf die Agenda 2024. Lernen wir sie zu verstehen und für uns zu nutzen. Vielleicht schreibt sie ja bereits nächstes Jahr schon unsere Aufgaben für 2025 auf die Agenda?!

Das Ziel: Mehrwert schaffen und mehr Wert schaffen

Der eine oder die andere Leser:in wird sich jetzt vielleicht fragen: Und nun?

Nun gilt es, die Chancen und Möglichkeiten ganz individuell für das eigene Unternehmen aus den fünf Handlungsfeldern

auszuschärfen und konkret zu machen.

Für Verlage ist es unumgänglich, sich der zunehmenden Komplexität und dem ständigen Wandel zu stellen. Der Umgang mit diesen Themen muss nicht nur »der gute Vorsatz« für das nächste Jahr sein – er ist verpflichtend. Wir müssen es uns wert sein, Mehrwert und mehr Wert zu schaffen.

Nutzen wir die Chancen!

Dieser Artikel ist im Original am 01.12.24 im dpr Magazin erschienen.

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