»Nicht ergeben, kooperieren!«

Die Kostensteigerung auf fast allen Ebenen hinterlässt Spuren. Dass es allerdings durchaus Lösungswege gibt, erklärt Markus Wilhelm im Interview mit dem Buchreport.

Vielerorts wird vom Kostendruck als neuem Ist-Zustand gesprochen. Muss sich die Branche damit abfinden?

Nein, aus meiner Sicht nicht. Wir sehen, dass die Preise im Papiereinkauf und in der Beschaffung generell sinken. Zwar sitzt die Branche und deren Zulieferer noch auf Lagerbeständen mit teuer eingekauftem Material, aber dennoch befinden wir uns in einer Übergangsphase. Es ist alles volatil, aber bei manchen Druckereien, Zulieferern und in der Logistik hat sich die Lage längst wieder entspannt. Zusammen mit den vorgenommenen Erhöhungen der Verkaufspreise sollte das zu einer Entspannung führen. Wir werden also nicht einen über Jahre ununterbrochenen Kostendruck erleben.

Im Zuge der Pandemie und angesichts hoher Logistikkosten richtete sich der Blick auf die Produktion vor Ort. Bleibt das so?

Zuletzt hatten Frachtkosten die Produktion etwa in China auf ein ähnliches Preisniveau gehoben. Die politische Lage einmal ausgeblendet: Die Papierpreise sind in China weitgehend stabil, auch die Energiepreise. Wirtschaftlich betrachtet, ist die Produktion in Asien also wieder interessant. Man kann die Einkaufsvorteile nutzen, die andere Märkte bieten. Ökologische und soziale/politische Fragen werden aber zu beantworten sein.

Der (Druck-)Markt hat einige Blessuren erlitten. Wie kann die Branche damit umgehen?

Einzelne Unternehmensschließungen sind natürlich schlimm. Aber die Verlage sind keine Samariter: Wir publizieren und vermarkten Content, tun dies überwiegend auf bedrucktem Papier und müssen unsere Wirtschaftlichkeit sicherstellen. Unser Hauptbeschaffungsmarkt ist Europa und darin sollten wir uns auskennen. Das gilt auch für kleinere und mittlere Verlage, bei denen ich derzeit noch Defizite in der Beschaffung sehe. Die wesentlichen Lösungsansätze sind Einkaufskooperationen oder Genossenschaften, wie es sie in vielen Branchen schon lange gibt. Im Einkauf liegt der Gewinn, das gilt weiterhin. Und eine höhere Standardisierung: Viele Verlage halten das für ein Unwort, aber wir wollen doch unsere Inhalte vermarkten und Standards geben uns die Freiheit, das zu tun.

Warum tun sich die Verlage damit so schwer?

Weil das Verlagsgeschäft bisher stets mit Ausnahmen funktioniert hat. Es gab wenig Anlass für Veränderung und daher mangelt es an vielen Stellen an Know-how. Das Gefühl von „das haben wir immer schon so gemacht“ ist in der Branche weiterhin fest verankert. Mir fehlt ein bisschen der Wille, gemeinsam Lösungen zu suchen. Also nicht der Situation ergeben, sondern kooperieren!

Dieses Interview ist im Original am 11.04.23 im Buchreport erschienen.

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