Eine bessere Klimabilanz muss unser aller Ziel sein

Die Rolle der Nachhaltigkeit wächst im Bewusstsein der Verbraucher. Wie richten Verlage ihre Angebote am wirksamsten auf dieses Bedürfnis aus?

Antonia Bürger, Geschäftsführerin des  Knesebeck Verlags, und Markus Wilhelm sprechen  über die mögliche Reichweite von Nachhaltigkeitsinitiativen im Verlag.


Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Verlag?

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das uns inhaltlich schon lange in verschiedenen Facetten begleitet. Aktiver Klima- und Artenschutz, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen bis hin zu grünem Minimalismus – dafür stehen nicht nur viele unserer Autorinnen und Autoren ein, sondern auch wir als Verlag möchten diese Themen einer breiten Öffentlichkeit näherbringen.

Was bedeutet dies für den Verlag in der Praxis?

Natürlich beschäftigt uns in diesem Zusammenhang auch das Thema umweltschonende und nachhaltige Buchproduktion und wie wir sie in Zukunft noch konsequenter umsetzen können.

Wie packen Sie das Thema der nachhaltigen Produktion konkret an?

Seit vielen Jahren drucken wir auf 100 % FSC-zertifizierten Papieren und vorwiegend in Deutschland oder benachbarten Ländern, um kurze Transportwege zu garantieren. Dazu kommt der zu Recht vom Handel eingeforderte zunehmende Verzicht auf Einschweißfolien – auch bei unseren aufwendig produzierten Bildbänden.

Hier im Haus und Arbeitsalltag versuchen wir außerdem unser Bewusstsein für ressourcenschonenden Verbrauch ständig zu hinterfragen und zu schärfen.

Was wollen Sie erreichen – welche Strategie verfolgen Sie?

Dem bei uns bereits gewachsenen und auch in weiten Teilen der Gesellschaft größer werdenden Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz wollen wir zukünftig noch konsequenter Rechnung tragen. Dazu gehört für mich beispielsweise eine klare Haltung im Einkauf von Buchlizenzen. Wir müssen Projekte auf ihre Klimabilanz und Produktionsbedingungen hin überprüfen und auch Nein sagen, wenn sie unseren eigenen Standards nicht entsprechen.

Sehen Sie Möglichkeiten, dem Nachhaltigkeitsgedanken darüber hinaus Rechnung zu tragen?

Ja. Derzeit reflektieren wir unsere Prozesse hier im Haus und prüfen alle Möglichkeiten für eine klimaneutralere Produktion, mit der wir guten Gewissens an den Markt gehen können. Es muss unser aller Ziel sein, langfristig eine bessere Klimabilanz zu erreichen. Zugleich wollen wir gute Produkte verkaufen, die den Ansprüchen der Urheberinnen und Urheber, des Verlags und natürlich der Käuferinnen und Käufer genügen.

Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen?

Eines der wichtigsten Kriterien bei der Herstellung unserer Bücher ist die Qualität, und das soll auch so bleiben. Den Begriff Qualität wollen wir zukünftig dementsprechend erweitert denken. Das heißt: nicht mehr nur auf hochwertige und besondere Ausstattung setzen, sondern auch auf nachhaltige Produktion mit neuen Standards. Dass Qualität ihren Preis hat, wissen wir alle. Daher sind wir uns bewusst, dass das auch Auswirkungen auf die Ladenpreise haben wird.

Wo fängt Nachhaltigkeit an und wo hört sie auf? Reicht ein medienwirksamer Verzicht auf Einschweißfolie?

Ein ganz klares Nein, das geht weit über die Verpackungsstandards von Büchern hinaus. Hier sehe ich alle Branchenteilnehmer in der Verantwortung, vom Produzenten und Verlag über Logistiker bis zum Handel.

Wichtig ist es, Transparenz zu schaffen, die unsere Herstellungsprozesse für Konsumentinnen und Konsumenten nachvollziehbar macht. Wie ist das Buch, das der Kunde auf dem Tisch liegen sieht, dorthin gekommen? Worauf wurde es gedruckt? Welche Ressourcen wurden verwendet? Ist die Produktion fair und nachhaltig? Wenn nicht, warum nicht? Wo kommt das Buch an seine Nachhaltigkeitsgrenzen? Auf diese Fragen sollten wir Antworten finden, nicht nur dem Klima zuliebe.

Dieser Artikel ist im Original am 26.09.19 im Buchreport-Channel Strategie & Transformation erschienen.

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